Mobilit?t und gesellschaftlicher Zusammenhalt im mehrsprachigen Europa
Im Rahmen des von der Europ?ischen Kommission mit rund fünf Millionen Euro gef?rderten Projekts MIME wird an der Universit?t Augsburg der Arbeitsbereich "Society" koordiniert und die Frage der Identit?tsbildung unter den Bedingungen sprachlicher Vielfalt erforscht.
Augsburg/KPP - Wie kann einerseits die Mobilit?t der EU-Bürgerinnen und Bürger auf ihrem mehrsprachigen Kontinent gef?rdert und andererseits zugleich der soziale Zusammenhalt in den einzelnen europ?ischen Gesellschaften gest?rkt werden? Dieser Frage widmet sich das Projekt "Mobilit?t und Inklusion im mehrsprachigen Europa" (MIME) mit dem Auftrag, Ma?nahmen und Strategien zu entwickeln, die eine Vereinbarkeit der beiden Ziele "Mobilit?t" und "Inklusion" erm?glichen und bef?rdern sollen. MIME wird von der Europ?ischen Kommission im Rahmen des 7. Forschungsrahmenprogramms mit knapp fünf Millionen Euro finanziert. Neben der Augsburger Professur für Vergleichende Politikwissenschaft (Prof. Dr. Peter A. Kraus) sind Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zwanzig weiterer Universit?ten aus 16 europ?ischen L?ndern am MIME-Konsortium beteiligt. Die Ergebnisse der einzelnen Fall- und konzeptionellen Studien sollen 2019 vorliegen und ver?ffentlicht werden. Mehr Mobilit?t der Bürgerinnen und Bürger innerhalb der EU und mehr Inklusion - sozialer Zusammenhalt also - innerhalb der einzelnen Gesellschaften der EU-L?nder: beides sind wichtige Ziele der Europ?ischen Gemeinschaft, beide Ziele parallel zueinander und gleichzeitig erreichen zu wollen, stellt aber nicht nur die politischen Entscheidungstr?gerinnen und -tr?ger in den EU-Institutionen vor erhebliche Herausforderungen, sondern auch die Menschen in den europ?ischen Gesellschaften selbst. H?here Mobilit?t und st?rkere Inklusion schlie?en sich zwar nicht grunds?tzlich gegenseitig aus, sie sind jedoch auch nicht ohne Weiteres miteinander vereinbar. Denn w?hrend mehr Mobilt?t u. a. mit europaweit geltenden Standards erreicht werden kann, sind die Bedingungen des sozialen Zusammenhalts einer Gesellschaft von sehr unterschiedlichen und abgrenzenden sprachlichen und kulturellen Kontexten gepr?gt, die des Ausgleichs bedürfen. Die am MIME-Konsortium beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler teilen programmatisch die gemeinsame ?berzeugung, dass die bislang in der EU existierenden Verfahren eines solchen Ausgleichs nicht als unver?nderlich gegeben hingenommen werden müssen; vielmehr seien sie sowohl in symbolischer als auch in materieller bzw. finanzieller Hinsicht modifizierbar, und zwar durch sorgsam konzipierte Praktiken ?ffentlicher Politik und durch die intelligente Nutzung zivilgesellschaftlicher Binnendynamiken. Regelm??ige Koordinationstreffen werden dazu dienen, die unterschiedlichen Perspektiven der insgesamt zehn Disziplinen, die im MIME-Konsortium vertreten sind, zusammenzubringen. Neben der beratungsorientierten Ausrichtung war diese ausgepr?gte Interdisziplinarit?t ein ausschlaggebender Faktor, weshalb sich das MIME-Projekt bei der Bewerbung um die F?rdermittel der Europ?ischen Kommission gegen zwanzig Konkurrenten durchsetzen konnte. "Unser interdisziplin?rer Ansatz macht es m?glich, die Bedingungen für eine hohe Mobilit?t und eine gelingende Inklusion der Menschen im mehrsprachigen Europa umfassend zu bestimmen", erl?utert Kraus. Die dezidierte Beratungsorientierung der beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler wiederum stelle für die politische Umsetzung der MIME-Forschungsergebnisse substantielle Vorschl?ge und Empfehlungen in Aussicht. Letztere sollen ein breites Themen- und Fragenspektrum abdecken, das von einem tieferen Verst?ndnis der Funktionsweise von Institutionen in mehrsprachigen Kontexten über Nachbarschaftsbeziehungen in multikulturellen St?dten bis hin zu Aspekten des Spracherwerbs und der Analyse von Kommunikationskan?len im sozialen und schulischen Umfeld reicht. Kraus: "Dass wir für alle relevanten Aspekte und Probleme, die unser Forschungsauftrag umfasst, nicht nur Politikoptionen vorschlagen, sondern auch die soziale Relevanz unserer Vorschl?ge sicherstellen, geh?rt zum Kern des MIME-Konzepts." Kraus ist "Interdisciplinarity Manager" des Gesamtprojekts und Leiter des MIME-Arbeitsbereichs "Society". Er kooperiert in diesem Arbeitsbereich mit Amsterdamer und Brüsseler Kolleginnen und Kollegen aus den Disziplinen Soziologie, Politikwissenschaft und Geographie, um zu analysieren, wie die Sprachenvielfalt in einer Gesellschaft von den Menschen in ihrem Alltag wahrgenommen wird und inwiefern diese Vielfalt für die Konstruktion individueller und kollektiver Identit?ten eine Rolle spielt. Kraus: "Es geht uns darum herauszufinden, welche Rolle die Mehrsprachigkeit in europ?ischen Gro?st?dten für die Identit?tsbildung ihrer Bewohnerinnen und Bewohner spielt bzw. spielen kann." In seinem eigenen Augsburger MIME-Teilprojekt untersucht Kraus zusammen mit seinen Mitarbeiterinnen Melanie Frank und Malika Bashirova speziell, wie neue und best?ndige Formen von Identit?ten unter den Bedingungen sprachlicher Vielfalt gebildet werden und wie sie sich im gesellschaftlichen und politischen Umgang mit der Mehrsprachigkeit widerspiegeln. Illustriert wird die theoretische Arbeit anhand der Beispiele Rigas und Barcelonas, zweier St?dte, in denen das gesellschaftliche Leben von einer komplexen kulturellen und sprachlichen Vielfalt gepr?gt ist. Kraus kann hier an seine bisherigen umfangreichen Forschungen zum Ph?nomen der komplexen Vielfalt in europ?ischen Gesellschaften anknüpfen: Unter seiner Federführung hatte sich ein Forschungsteam im Rahmen des von der European Science Foundation (ESF) gef?rderten und 2014 abgeschlossenen Projekts RECODE (Responding to Complex Diversity in Europe and Canada) intensiv mit den Bedingungen und den politischen Herausforderungen sozio-kultureller Vielfalt auseinandergesetzt. Im Kontext seiner abgeschlossenen und laufenden Forschungen hat Kraus zusammen mit seinen beiden MIME-Mitarbeiterinnen und mit seinem ehemaligen RECODE-Mitarbeiter Ivan Greguric inzwischen einen Arbeitskreis "Sprache und Politik" ins Leben gerufen. Regelm??ige Treffen, sowie thematisch einschl?gige Workshops und Gastvortr?ge ausw?rtiger Fachleute sollen die Universit?t Augsburg zu einem Kristallisationspunkt für eine vernetzte sozialwissenschaftliche Forschung zur Sprachenvielfalt und ihren sozialen und politischen Manifestationen in den heutigen Gesellschaften machen.
?Mobilit?t und innergesellschaftlicher Zusammenhalt: ein unl?sbarer Widerspruch?
Ver?nderbarkeit der Ausgleichsmechanismen
Ausgepr?gte Interdisziplinarit?t und dezidierte Beratungsorientierung
?Von Augsburg aus koordiniert: der MIME-Arbeitsbereich "Society"
Augsburger Teilprojekt: Identit?tsbildung unter den Bedingungen sprachlicher Vielfalt
?Von RECODE zu MIME
Vernetzte sozialwissenschaftliche Forschung zur Sprachenvielfalt
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