Wie Rituale rund um Brautkleider erforscht werden
Es hei?t, man spüre es, wenn das richtige Brautkleid seinen Weg zur zukünftigen Braut gefunden hat. ?Wenn die Tr?nen kommen, dann ist es das richtige Kleid“, meint eine Brautmodenverk?uferin, ?und, wenn alle zufrieden sind“. Denn der Kauf des Kleides wird zelebriert – oft gemeinsam mit der Mutter und den Trauzeug*innen – manchmal aber auch mit den Schwiegereltern. Auch nach der Hochzeit sind ?bestimmte Rituale erkennbar. Das zeigt sich bereits beim Aufbewahren als Erinnerungsstück in einer speziellen Box oder im Kleidersack. ?Eher selten wird es weitergegeben oder verkauft. Eine der befragten Frauen hat nach der Scheidung überlegt, ob sie das Stück überhaupt verkaufen soll, da es ihr ?ja kein Glück gebracht habe“. ?Das zeigt auch, welche Hoffnungen mit der Wahl des ?richtigen Brautkleides‘ verbunden sind. Es kann dieser Vorstellung nach Einfluss auf die zukünftige Ehe haben “, meint Hagen-Jeske. Spannend ist auch die Frage, ob der Verlobte das Kleid vor der Trauung sehen dürfe. Das h?ngt unter anderem auch vom kulturellen Kontext der Paare ab. So ist es bei Paaren mit Bezügen zur Türkei üblich, dass die Seite des zukünftigen Br?utigams die Kosten des Kleides übernimmt. Deshalb war es einer der Befragten wichtig, ?dass ihr Verlobter beim Kauf dabei ist. ?Weiter interessiert mich, wie das Brautkleid und ?der ritualisierte Umgang? je nach religi?sen Bezügen oder kulturellen Kontexten der Ehepartner oder deren Eltern variieren. Oder wie es bei homosexuellen Paaren ist“, erz?hlt Hagen-Jeske ihr weiteres Forschungsvorhaben.
?Brautkleider sind meist teuer, der Kauf wird lange vorbereitet, das Beratungsteam wird oft wohlüberlegt von der zukünftigen Braut zusammengestellt. in Brautmodengesch?ften gibt es einen klaren Ablauf für den Kauf, der sich klar vom Einkauf der Alltagskleidung abhebt.“, sagt die Ethnologin Ina Hagen-Jeske. ?Sie erforscht den ritualisierten Umgang rund um das feierliche Kleidungsstück und hat Interviews mit ehemaligen Br?uten geführt, Hochzeitsmessen besucht, mit Verk?uferinnen gesprochen, um die Besonderheiten zu sammeln und auszuwerten.
?Keine meiner bisherigen Gespr?chspartnerinnen hat hinterfragt, dass das Kleid für die zumeist kirchliche Trauung bzw. das gro?e Hochzeitsfest wei? sein musste“. Das Brautkleid und die Rituale drumherum seien Teil einer Verwandlung. ?Der Anblick des richtigen Kleides ist für manche fast schon ein der Hochzeit vorgezogenes ?bergangsritual“. Also der Moment, bei dem die Frau im Mittelpunkt steht, sich erstmals als Braut begreift und sich au?ergew?hnlich fühlt. Man spreche auch vom Aha- oder Cinderella-Effekt. ?Ich habe auch mit Frauen gesprochen, die immer auf diesen Aha-Effekt gewartet haben, der ihnen vom Umfeld angekündigt wurde. Aber er kam zu ihrer Entt?uschung nicht“. Interessant war auch, dass Frauen, die sonst nie Kleider tragen, sich bei ihrer Hochzeit sehr weiblich kleiden. Dadurch best?tigen sie das au?erallt?gliche von Ritualen. ?Es ist eine Inszenierung von Weiblichkeit. Welche Art von Frau will ich an diesem au?ergew?hnlichen Tag sein?“, meint Hagen-Jeske.
Unsere Forscherin