Direkt aus dem dpa-Newskanal: Probleme der Kirche wurzeln im Mittelalter
22. Februar 2021, 11:49 Uhr Kirche - Augsburg ? Direkt aus dem dpa-Newskanal ? dpa-infocom, dpa:210222-99-542024/3 Augsburg/Bonn (dpa) - Der heutige Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche l?sst sich nach Einsch?tzung des Historikers Martin Kaufhold auf das im Mittelalter begründete Selbstverst?ndnis der Priester zurückführen. "Ich finde es geradezu irritierend, wie gut man als Mittelalter-Historiker heute noch versteht, was in der katholischen Kirche vor sich geht", sagte der Hochschullehrer von der Universit?t Augsburg der Deutschen Presse-Agentur. "Was manche Bisch?fe heute teilweise ?u?ern, h?tte so schon im 12. oder 13. Jahrhundert gesagt werden k?nnen." Der katholische Klerus betrachte sich nach wie vor als herausgehobene Gruppe, die nach eigenen Regeln lebe. Die Geistlichen s?hen sich traditionell als alleinige Vermittler zwischen Gott und den Menschen, wozu sie durch die Priesterweihe qualifiziert würden. "Die Angeh?rigen dieser Gruppe sind in erster Linie dem g?ttlichen Gesetz unterworfen und nur in begrenzter Weise den bürgerlichen Gesetzen. Wenn man sich mal anschaut, wie viele Priester sich wegen des Kindesmissbrauchs vor Strafgerichten verantwortet haben, das sind nur sehr wenige, obwohl es sich in vielen F?llen um Verbrechen handelt." Dieses Selbstverst?ndnis sei im Mittelalter entwickelt und durchgesetzt worden, weil die Gl?ubigen - zu denen damals sehr viele Menschen geh?rt h?tten - eine solche Gruppe gebraucht h?tten. "Sie brauchten die Priester, die n?her bei Gott standen und den normalen Menschen deshalb in der Beichte garantieren konnte, dass ihnen ihre Sünden vergeben waren. Das war ein echtes Bedürfnis, und daraus hat sich das Priesterbild in hohem Ma?e entwickelt." Heute gingen selbst von den praktizierenden Katholiken nur noch die wenigsten zur Beichte, sagte Kaufhold, der selbst katholisch ist. Das mittelalterliche Priesterbild habe deshalb in der heutigen Gesellschaft keine Verankerung mehr. Die katholische Kirche müsse darauf reagieren. "Und zwar bald, wie mir scheint." Für die jüngere Generation habe die Kirche ihre Relevanz verloren. "Deswegen regt sich da auch keiner mehr auf. Das interessiert die gar nicht mehr." Wenn konservative Bisch?fe heute sagten, die Kirche k?nne sich in grundlegenden Punkten nicht ?ndern, weil sie einem unver?nderlichen Heilsplan verpflichtet sei, dann k?nne man dazu nur sagen, dass die Kirche in ihrer 2000-j?hrigen Geschichte auch deutliche Kehrtwenden vollzogen habe, sagte Kaufhold. "Die Verfassung der Kirche hat sich immer weiterentwickelt, das ist ein historischer Prozess." ? dpa-infocom, dpa:210222-99-542024/3 URL:
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