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Sadagora (Sadhora) – Zentrum des Chassidismus

von Karl Hufnagl

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In der jüdischen Geschichte gab es mehrere Bewegungen, die unter dem Namen Chassidismus firmierten (Chassidim = die Frommen) und sich als religi?se Erneuerungsbewegungen verstanden. Zum einen in der Antike, etwa im zweiten Jahrhundert v. Chr. zur Zeit des zweiten Tempels, dann auch im Mittelalter, zwischen 1150 und 1250 im Rheinland und in der Pfalz und zu guter Letzt, ab dem 18. Jahrhundert, in Osteuropa. Diese war die wichtigste und einflussreichste unter den Dreien. Eine andere Bezeichnung ist auch Hasidismus.

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Als Begründer des osteurop?ischen Chassidismus gilt Israel ben Eliezer (circa 1700-1760), auch Ba'al Schem Tov, ?Herr des guten Namens“, oder kurz Bescht genannt. Dieser lie? sich in Mied?ybo?, Podolien (Südwestukraine) nieder, wo infolgedessen das erste Zentrum des Chassidismus entstand.

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Dem Chassidismus als Erneuerungsbewegung liegt eine modifizierte Form der mittelalterlichen jüdischen Mystik, der Kabbala, zugrunde, sowie ekstatische Gebetspraktiken und eine Heraushebung des gemeinschaftlichen religi?sen Erlebnisses. Im Mittelpunkt der Gemeinde steht der chassidische Rabbi, der Zaddik (Zadek = Gerechtigkeit), meist eine charismatische Pers?nlichkeit, der mystische Kr?fte und eine besondere Fr?mmigkeit zugeschrieben wurden, die wiederum einen privilegierten Zugang zur g?ttlichen Sph?re bedeuten. Für die Anh?nger des Zaddiks ist dieser somit ein Mittler zwischen Gott und ihnen, ein direkter Kanal zur g?ttlichen Gnade. Im Gegenzug für seine gro?zügige Gew?hrung g?ttlicher Gnade geben dessen ganze Gevolksleute dem Zaddik Geld und Gaben als Gegenleistung. Der Zaddik formt so eine fast schon feudal funktionierende Gemeinschaft (man denke zum Beispiel an das K?nigsheil des Frühmittelalters); auch der Hang zu Luxus und Prunk so manches Zaddiks entspricht diesem Bild. Es kam somit zu einer ?Verhofung“ der chassidischen Zentren, deren Gestus an den in den Teilungen untergegangenen polnischen Adel angelehnt war. Zus?tzlich wurde die Würde des Zaddiks im Laufe der Zeit erblich, woraufhin sich regelrechte Zaddikim- Dynastien bildeten. Mit der geographischen und numerischen Expansion des Chassidismus von einer kleinen Sekte zu einer der Hauptstr?mungen des Judentums im 19. Jahrhundert nahm auch die Anzahl der chassidischen Dynastien und Zentren mit ihren H?fen zu. Der Schüler des Bescht, Dov Ber von Meseritz (1710-1773), der ?gro?e Maggid“, schickte dessen Schüler als Missionare (Schelikhim) in alle Himmelsrichtungen. Aus dieser Generation kamen die meisten Dynastiegründungen, die das jüdische Leben in Osteuropa bestimmen sollten, da der Chassidismus zu dieser Zeit bereits zur vorherrschenden Str?mung in Zentralpolen, Galizien und der Ukraine avanciert war; mit einer starken Basis in Wei?russland, Litauen und Ungarn. Aber auch sp?ter gab es noch Neugründungen von Zaddikim-Dynastien. Für die Region Czernowitz besonders pr?gend war dabei die des Israel Friedmann (1797-1850). Dieser hatte zun?chst seinen Hof in Rushyn etabliert, wo er tausende Anh?nger um sich versammeln konnte und einem ausschweifenden Prunk und Luxus fr?nte. Wer wie Friedmann seine Abstammung auf K?nig David zurückführt, kann natürlich auch keine kleinen Br?tchen backen. 1838 war es dann erst einmal vorbei mit dem Gehofe, da wurde Israel Friedmann n?mlich angeklagt und von den russischen Beh?rden für zwei Jahre eingesperrt. Wieder in Freiheit zog er zun?chst unstet umher, bis er sich schlie?lich in Sadagora, in der N?he von Czernowitz, niederlie?, um sich ein Palais zu bauen und seine T?tigkeit als Zaddik fortzusetzen.

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Sadagora war zu diesem Zeitpunkt sehr klein und für europ?ische Verh?ltnisse blutjung. Es wurde erst 1770 gegründet, als der d?nische Offizier Peter Nikolaus von Gartenberg im Auftrag von Katharina der Gro?en an dieser Stelle eine Münzpr?geanstalt für die Soldzahlungen an die Soldaten im Russisch-Türkischen Krieg errichtete. Sadagora ist übrigens die russische ?bersetzung von Gartenberg, die ukrainische Bezeichnung ist Sadhora.

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Kurz vor seinem Tod 1850 trug Israel Friedmann seinen Anh?ngern noch auf, eine gro?e Synagoge in Sadagora zu bauen, die 1.000 Personen Platz bieten sollte. Diese wurde im Anschluss daran auch tats?chlich errichtet, allerdings sollte Friedmann dies nicht mehr erleben. Durch sein Wirken wurde Sadagora ein bedeutendes Zentrum des Chassidismus mit einer wachsenden Anzahl jüdischer Einwohner. Waren es kurz nach der Gründung nur knapp 100, so lebten ein Jahrhundert sp?ter fast 4.000 Menschen hier, davon 80 Prozent Juden, für die es 40 Synagogen gab. Zwischen den Chassidim aus Sadagora und den bürgerlichen Juden aus dem nahen Czernowitz gab es immer wieder Spannungen, bis hin zu Schl?gereien auf offener Stra?e. Die bürgerlichen Juden wurden von den Chassidim als ?Doktorle“ verspottet und ihnen ihr Habitus als unjüdische Anpassung ausgelegt. Diese wiederum sahen in den Chassidim eine Sekte von Fanatikern und bezeichneten den Zaddik als Scharlatan. In der aufgekl?rten jüdischen Presse von Czernowitz wurde zum Beispiel ein Fall breit kolportiert, in dem der Zaddik beim Geldf?lschen erwischt wurde, ein Anh?nger von ihm aber die Schuld auf sich nahm. Nach dem Ersten Weltkrieg fiel Sadagora an Rum?nien, 1940 verleibte sich die Sowjetunion das Gebiet ein. Im Frühjahr 1941 kam es zu Deportationen von Juden nach Sibirien; nach der Rückeroberung des Ortes durch Rum?nien fand auch hier der rum?nische Holocaust statt. Bei Kriegsende lebten nur noch fünf Familien in Sadagora. In der zweiten H?lfte des 20. Jahrhunderts versank es dann v?llig in der Bedeutungslosigkeit, weil die überlebenden Chassiden nach Nordamerika oder Israel ausgewandert waren.

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Heute ist Sadagora Teil von Czernowitz. Viele der jüdischen Bauten sowie der Friedhof sind nur noch als Ruinen vorhanden. Dazu gesellt sich eine Industrieruine aus den 1980er Jahren. Doch neben all dem Verfall gibt es auch wieder frischen Wind: seit den 1990er Jahren wurde das Grab des ?Wunderrabbis“ Israel Friedmann zu einem Wallfahrtsort für zeitgen?ssische Chassiden. Kurz nach der Wende kamen einmal etwa 700 Chassidim aus Israel zur Pilgerfahrt nach Sadagora. Da sie nicht alle gleichzeitig in dem Mausoleum Platz hatten, rissen sie kurzerhand eine der W?nde ein und verrichteten ihr Gebet zusammen unter freiem Himmel. Als sie wieder gingen, hinterlegten sie das gesammelte Geld für den Wiederaufbau der Mauer. Auch Friedmanns Prunksynagoge wurde aufw?ndig saniert und 2016 für eine angereiste Gruppe Chassidim feierlich er?ffnet. Ganz fertig sind die Sanierungsarbeiten aktuell (Stand: September 2017) allerdings noch nicht.

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Literatur

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