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Zertifikat Wertebildung: Das Sokrates-Protokoll

Zertifikat Wertebildung: Das Sokrates-Protokoll

Logo Zertifikat Wertebildung ? Universit?t Augsburg

WARUM ?WERTEBILDUNG¡°?

In den letzten Jahren hat die Dynamik gesamtgesellschaftlicher Herausforderungen zugenommen. Mit Blick auf unsere Lebenswelt sind Artensterben, Klimawandel und Plastikverm¨¹llung exemplarisch zu nennen. Dar¨¹ber hinaus bestimmen Migration, Armut, soziale Ungerechtigkeit, Krieg und Frieden die ?ffentliche Berichterstattung. All das wirkt bis in Schulen und Familien hinein und ver?ndert Kommunikation. So sind u.a. Hass und Hetze im Netz, Cybermobbing, Polarisierung bishin zur Verhinderung der Debattenkultur und eine Demokratie in der Krise zu beobachten.

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Schule kann sich diesen Entwicklungen nicht verschlie?en, sondern muss ihren verfassungsm??igen Bildungs- und Erziehungsauftrag ernst nehmen. In dessen Zentrum steht eine Werteerziehung, die sich zu freiheitlich-demokratischen Prinzipien bekennt, wie sie in Artikel 131 grundgelegt sind. Die genannten Problemfelder m¨¹ssen im Bildungssystem breit verankert und in den Schulen deutlich st?rker gewichtet sein als bisher. Insofern muss es darum gehen, dass auch Schulen einen grundlegenden Beitrag zu einer Werteerziehung leisten und insbesondere die Bereiche der Umweltbildung und Nachhaltigkeit, der ÍþÄá˹¶Ä²©ÓÎÏ·_ÍþÄá˹¶Ä²©app-¡¾¹ÙÍø¡¿ienbildung und Digitalisierung sowie der Demokratiebildung und des sozialen Lernens aufgreifen. Die Zukunftsf?higkeit einer Gesellschaft und damit verbundenen die M?glichkeiten auf ein Leben in Humanit?t h?ngen f¨¹r die nachwachsende Generation vor allem davon ab, wie es der ?lteren Generation gelingt, die epochaltypischen Wertefragen zu behandeln und zu beantworten.

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Der Lehrstuhl f¨¹r Schulp?dagogik an der Universit?t Augsburg greift diesen Bildungs- und Erziehungsauftrag auf, um zuk¨¹nftige Lehrpersonen aller Schularten auf ihre Rolle als Bildungsagenten vorzubereiten. Hierzu sind umfassende Kompetenzen zu vermitteln und Haltungen anzubahnen.

Die Schulp?dagogik ist f¨¹r diesen Bereich der Lehrerbildung das geeignete Dach, da alle Lehramtsstudierenden diesen f¨¹r Lehrpersonen traditionell zentralen Fachbereich durchlaufen m¨¹ssen. Sie hat eine erziehungswissenschaftliche, allgemeindidaktische und fachunabh?ngige Ausrichtung. Und im Kern gilt ?hnliches f¨¹r die Themen ?Umweltbildung und Nachhaltigkeit¡°, ?ÍþÄá˹¶Ä²©ÓÎÏ·_ÍþÄá˹¶Ä²©app-¡¾¹ÙÍø¡¿ienbildung und Digitalisierung¡° sowie ?Demokratiebildung und Soziales Lernen¡°: Sie lassen sich eben nicht nur aus einem Fach beleuchten, geschweige denn l?sen. Vielmehr erfordern sie interdisziplin?res und methoden¨¹bergreifendes Denken, das jenseits der fachlichen Grenzen seinen Niederschlag findet. Diese Aufgabe kann nur schulart- und f?cher¨¹bergreifend angegangen werden.

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Das Zertifikat ?Werteerziehung¡° f¨¹r Studierende wurde nach mehrsemestriger Vorbereitung im Wintersemester 2022/23 ins Leben gerufen und ist eine Fortf¨¹hrung des Zertifikates ?Umweltbildung und Nachhaltigkeit¡°, das bereits seit Wintersemester 2019/20 besteht. Ein wesentlicher Anspruch ist die intensive Kooperation mit verschiedenen universit?ren und au?eruniversit?ren Fachbereichen. Zudem ist es das Ziel, Studierende m?glichst evidenzbasiert an die genannten Themen heranzuf¨¹hren. Da es im Kern immer um eine Haltungsbildung geht, wird als Grundlage des Zertifikates der Sokratische Eid gesehen. Dieser ist ein Berufseid f¨¹r Lehrpersonen und vereint in sich den derzeitigen Stand an theoretischen und empirischen Erkenntnissen zur Lehrerprofessionalisierung. Als Selbstverpflichtung gedacht, r¨¹ckt er die Verantwortung jedes Einzelnen ins Zentrum. Sokrates als Gew?hrsmann zu nehmen, begr¨¹ndet sich aus der Tatsache, dass er seine Haltung bis zur Stunde seines Todes auch f¨¹r das Leben nicht opferte, sondern daran festhielt. In allen Bereichen der Werteerziehung geht es darum, Haltung zu zeigen und so auch bei den Themen ?Umweltbildung und Nachhaltigkeit¡°, ?ÍþÄá˹¶Ä²©ÓÎÏ·_ÍþÄá˹¶Ä²©app-¡¾¹ÙÍø¡¿ienbildung und Digitalisierung¡° sowie ?Demokratiebildung und Soziales Lernen¡°. Aus diesem Grund nennen wir das Zertifikat ?Wertebildung¡° auch ?Sokrates-Protokoll¡°.

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ZIELSETZUNGEN

Das Zertifikat ?Wertebildung¡° ist ein freiwilliges Zusatzangebot des Lehrstuhls f¨¹r Schulp?dagogik der Universit?t Augsburg und richtet sich prim?r an Lehramtsstudierende.

Grundlegende Ziele des Zertifikats sind

  • die Entwicklung eines Bewusstseins f¨¹r Wertebildung- und erziehung anhand der Themen ?Umweltbildung und Nachhaltigkeit¡°, ?ÍþÄá˹¶Ä²©ÓÎÏ·_ÍþÄá˹¶Ä²©app-¡¾¹ÙÍø¡¿ienbildung und Digitalisierung¡° sowie ?Demokratiebildung und Soziales Lernen¡° auf Seite der Studierenden,
  • das Kennenlernen wichtiger Grundbegriffe und Konzepte einer Wertebildung- und erziehung am Beispiel der Themen ?Umweltbildung und Nachhaltigkeit¡°, ?ÍþÄá˹¶Ä²©ÓÎÏ·_ÍþÄá˹¶Ä²©app-¡¾¹ÙÍø¡¿ienbildung und Digitalisierung¡° sowie ?Demokratiebildung und Soziales Lernen¡°,
  • die Auseinandersetzung mit exemplarischen Handlungsfeldern einer Wertebildung- und erziehung anhand der Themen ?Umweltbildung und Nachhaltigkeit¡°, ?ÍþÄá˹¶Ä²©ÓÎÏ·_ÍþÄá˹¶Ä²©app-¡¾¹ÙÍø¡¿ienbildung und Digitalisierung¡° sowie ?Demokratiebildung und Soziales Lernen¡° im Kontext von Schule und Unterricht.
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UNSER LEITBILD: WERTVOLLE BILDUNG IN DER SCHULE: MENSCHLICH ¨C ANSPRUCHSVOLL¨C MULTIPERSPEKTIVISCH¨C WISSENSCHAFTLICH ¨C PRAKTISCH

Das folgende Leitbild beschreibt unser Selbstverst?ndnis als universit?re Forschungs- und Lehreinheit und mit Blick auf unsere Vorstellung einer humanen Schule, auf die wir Studierende vorbereiten wollen. Dieses schulp?dagogische Grundsatzprogramm ist f¨¹r alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zentraler Orientierungsma?stab, an dem wir Forschung und Lehre ausrichten. Zugleich zeigt es k¨¹nftigen Lehrpersonen, die bei uns studieren, jenes Erziehungs- und Bildungsverst?ndnis auf, das wir als wissenschaftlich g¨¹ltige Grundlage bildungswirksamen Unterrichtens im Lebensraum Schule betrachten.

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1. Der Mensch im Zentrum

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Ausgangspunkt, Mitte und Zielperspektive aller Bildungsprozesse ist der Mensch. Deshalb verstehen wir Schulp?dagogik als Humanwissenschaft im Allgemeinen und als Erziehungswissenschaft im Besonderen. Als Teil eines Ganzen kooperiert sie mit anderen Disziplinen (z. B. Allgemeine P?dagogik; Philosophie, Psychologie, Politologie, Soziologie, Theologie). Dementsprechend betrachten wir alle Reflexionen zu Bildung, Erziehung und Unterricht immer unter der ?conditio humana¡°. Basis und Rahmen schulp?dagogischer Theorie und Praxis bildet das humanistische Menschenbild, das besonders von den kulturellen Traditionen Aufkl?rung, Christentum, Humanismus (Antike; Renaissance) und Judentum gepr?gt ist.

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Der Mensch entfaltet sich im Wechselwirkungsverh?ltnis von Individualit?t und Personalit?t. Er unterscheidet sich als Person von anderen Lebewesen vor allem durch Freiheit, Offenheit, Interpersonalit?t und Sozialit?t, Reflexivit?t und Sinnverwiesenheit. Deshalb kommt ihm unabh?ngig von Geschlecht, Hautfarbe, Herkunft und anderen Wesensmerkmalen unantastbare W¨¹rde (vgl. Art. 1 Allgemeine Erkl?rung der Menschenrechte; Art. 1 Grundgesetz; Art.100 Bayerische Verfassung) zu. Im selben Ma? ist die Individualit?t des Menschen zu achten, die zu Heterogenit?t f¨¹hrt: Menschen unterscheiden sich naturgem?? in ihren F?higkeiten und Fertigkeiten, in ihrem Wissen und K?nnen, in ihren Einstellungen, Wertungen und damit Haltungen. Die Menschenw¨¹rde als Universalit?tsprinzip impliziert deshalb Heterogenit?t als Normalzustand und Inklusion als ethische und politische Konsequenz. Letztlich will jeder Mensch ?leben, lieben und geliebt werden¡° (Ruppert 2021).

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2. Bildung und lebenslanges Lernen

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Bildung im Sinne von ?Menschwerdung¡° nach Georg Wilhelm Friedrich Hegel (1807) bedeutet, dass der Mensch wird, was er ist. Die Gabe des Menschseins ist in diesem Sinn immer als Aufgabe zu verstehen. Dies gilt sowohl f¨¹r die Personalit?t als auch f¨¹r die Individualit?t. Der Mensch besitzt eine W¨¹rde, mit der nach einem w¨¹rdevollen Leben strebt. Er ist in der Lage, frei, offen und reflektiert zu entscheiden, was er in jeder Phase seines Lebens immer wieder abrufen muss. So ist der Mensch im Sinn eines lebenslangen Lernens stets dabei, unterschiedliche Dimensionen seiner Pers?nlichkeit in ihrer systemischen Wechselwirkung zu entfalten: ?sthetik, Emotionalit?t, Kognition, Leiblichkeit, Religiosit?t und Sozialit?t, um nur einige Aspekte zu nennen. Jeder Versuch, den Menschen auf einzelne dieser Aspekte zu reduzieren, wird ihm nicht gerecht und ist letztlich inhuman.

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3. Erziehung ¨C Sozialisation ¨C Enkulturation

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Der Mensch als erziehungsbed¨¹rftiges und erziehungsf?higes Wesen bedarf der Anleitung durch andere, um sich bilden zu k?nnen. Wir gehen daher von der unverzichtbaren Bedeutung von Erziehung als p?dagogische Basiskategorie aus. ?Der Mensch wird am Du zum Ich¡°, so formuliert diesen Gedanken Martin Buber und weist darauf hin: Der Mensch braucht seine Mitmenschen, um sich selbst zu erkennen, um seine M?glichkeiten zu erfahren und weiterentwickeln zu k?nnen. Dabei verfolgt Erziehung ein letztes Ziel: sich selbst ¨¹berfl¨¹ssig zu machen und Selbstbestimmung im Sinne der M¨¹ndigkeit zu erm?glichen. In der Schule findet Erziehung in Unterricht und Schulleben statt. Sie erm?glicht kulturspezifische Bildung (?Enkulturation¡°) und vollzieht sich stets in sozialen Kontexten (?Sozialisation¡°). Die Schule ist ein einzigartig wichtiger und unverzichtbarer p?dagogischer Ort, an dem Kinder und Jugendliche im vertrauensvollen Verh?ltnis zu Lehrpersonen und in der Lerngemeinschaft mit Gleichaltrigen Bildungshilfe und Erlebnisse ?als Spuren im Gehirn¡° (Manfred Spitzer) erfahren. Bindungen sind dabei die Essenz jedes p?dagogischen Handelns. So ist auch die Erziehungspartnerschaft mit den Eltern eine unabdingbare Voraussetzung f¨¹r das Gelingen dieser p?dagogischen Bem¨¹hungen.

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4. Bildung als multiperspektivische Begegnung mit der Welt

?Der Mensch sucht so viel Welt als m?glich zu ergreifen und so eng, als er nur kann, mit sich zu verbinden¡° (Wilhelm von Humboldt). In diesem Sinne setzen gelingende Bildungsprozesse eine mehrdimensionale Begegnung mit der Wirklichkeit voraus. In Anlehnung an die erkenntnistheoretischen Ans?tze von Karl Popper, J¨¹rgen Habermas und Ken Wilber betrachten wir folgende Zug?nge der Wirklichkeit als Leitperspektiven f¨¹r unsere Arbeit in Forschung und Lehre:

  • Objektivit?t: Beobachtbarkeit und Messbarkeit als Kriterien eines evidenzbasierten Bildungserfolgs (?Effektivit?t¡°)
  • Wahrhaftigkeit: subjektive Interessen, W¨¹nsche und Bed¨¹rfnisse in der Schule als ganzheitlicher Lebensraum (?Freude¡°)
  • Intersubjektivit?t: Bildungsauftrag mit Zielen, Inhalten, Normen, Tugenden und Werten (?Gerechtigkeit und Richtigkeit im Diskurs¡°)
  • Interobjektivit?t: schulische Bildung im systemischen Kontext, z. B. von Familie, Gemeinwohl, Wirtschaft, Sport und Glauben (?Funktionalit?t¡°).

Wahrhaftigkeit ist insbesondere im wissenschaftlichen Kontext eine Haltung, die das Streben nach Wahrheit beinhaltet und die Bereitschaft, F¨¹r-wahr-Gehaltenes zu ¨¹berpr¨¹fen. Aus diesem Verst?ndnis heraus resultiert im Sinne Johann Friedrich Herbarts die Aufgabe der Schule, den Gedankenkreis zu erweitern. Insofern ist es Aufgabe erzieherischen Denkens und Handelns, bewusst Bildungsr?ume zu schaffen, die au?erhalb der Schule nicht oder nicht mehr existieren, aber eine hohe Bildungswirksamkeit haben.

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5. Einheit von Forschung und Lehre; Methodenvielfalt

Entgegen vielf?ltiger Bestrebungen, Hochschulbildung zu funktionalisieren, erachten wir das Humboldtsche Bildungsideal der Einheit von Forschung und Lehre f¨¹r eine zeitlose g¨¹ltige Maxime: Demnach ist ?der Studierende nicht mehr Lernender, sondern dieser forscht selbst, und der Professor leitet seine Forschung¡°. Damit ist mehr gemeint als ein h?ufig praktiziertes ?forschendes Lernen¡°, bei dem eine Vielzahl empirischer Forschungen verfasst wird. So wichtig all diese sind, der Humboldtsche Ansatz sieht im Kern des Erforschens den lernenden Menschen selbst. Es geht also um Bildung und damit um das Sich-Selbst-Erkennen. In diesem Verst?ndnis leitet sich aus der dargestellten multiperspektivischen Erkenntnistheorie f¨¹r uns in Forschung und Lehre eine Methodenvielfalt ab, die sich sowohl der Instrumente der geisteswissenschaftlichen P?dagogik als auch der empirischen Bildungsforschung bedient.

Auf den Unterricht bezogen bedeutet dieses mehrdimensionale Modell, dass es zun?chst f¨¹r Koh?renz sorgen muss. Spannungsmomente, wie z. B. die Frage von N?he und Distanz, von F¨¹hren und Wachsenlassen, sind also Bestandteil p?dagogischen Denkens und Handelns. Diese bei der Planung, Durchf¨¹hrung, Analyse und Evaluation wahrzunehmen, zu verstehen und zu ber¨¹cksichtigen sind daher zentrale Elemente einer p?dagogischen Professionalit?t. Wir halten jede, meist zeitbedingte und interessensabh?ngige Pr?ponderanz bestimmter ÍþÄá˹¶Ä²©ÓÎÏ·_ÍþÄá˹¶Ä²©app-¡¾¹ÙÍø¡¿ien (z.B. Digitalisierung), Konzepten (z.B. offenem Unterricht), Methoden (z.B. Freiarbeit) und Strukturen (z.B. Schulsystem) f¨¹r reduktionistisch, weil sie der Komplexit?t von Bildungsprozessen nicht gerecht werden. Es kommt stattdessen darauf an, den gro?en Fundus an Theorien p?dagogischen und didaktisch-methodischen Handelns zu kennen, um dann als Lehrperson begr¨¹ndet ausw?hlen zu k?nnen, was am bildungswirksamsten f¨¹r die anvertrauten Lernenden ist. Lehrpersonen sind in diesem positiven Sinn Eklektiker.

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6. ?Schulen sollen nicht nur Wissen und K?nnen vermitteln, sondern auch Herz und Charakter bilden.¡° (Art. 131, Abs. 1 Bayerische Verfassung)

Nicht nur als Forschungs- und Lehreinheit an einer Universit?t, sondern als ?berzeugung identifizieren wir uns mit dem Staatlichen Bildungs- und Erziehungsauftrag sowie den entsprechenden Zielen des Artikels 131 der Bayerischen Verfassung:

(1) Die Schulen sollen nicht nur Wissen und K?nnen vermitteln, sondern auch Herz und Charakter bilden.

(2) Oberste Bildungsziele sind Ehrfurcht vor Gott, Achtung vor religi?ser ?berzeugung und vor der W¨¹rde des Menschen, Selbstbeherrschung, Verantwortungsgef¨¹hl und Verantwortungsfreudigkeit, Hilfsbereitschaft, Aufgeschlossenheit f¨¹r alles Wahre, Gute und Sch?ne und Verantwortungsbewusstsein f¨¹r Natur und Umwelt.

(3) Die Sch¨¹ler sind im Geiste der Demokratie, in der Liebe zur bayerischen Heimat und zum deutschen Volk und im Sinne der V?lkervers?hnung zu erziehen.

(4) Die M?dchen und Buben sind au?erdem in der S?uglingspflege, Kindererziehung und Hauswirtschaft besonders zu unterweisen.

Selbstverst?ndlich bedarf dieser Text, am 08. Dezember 1946 in Kraft gesetzt, einer steten Neuinterpretation vor dem Hintergrund gesellschaftlicher, politischer und wissenschaftlicher Entwicklungen. Es ist uns ein besonderes Anliegen, in Vorlesungen und Seminaren, bei Projekten und wissenschaftlichen Ver?ffentlichungen, aber auch ?ffentlichkeitswirksamen Initiativen (v. a. Publikationen, Teilnahme an Veranstaltungen) unseren fachlichen Beitrag zu diesem offenen Diskurs zu leisten.

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7. Bildungs- und Erziehungsziele im Horizont epochaltypischer Schl¨¹sselprobleme (Klafki)

Die ¨¹bergreifenden Bildungs- und Erziehungsziele nach LehrplanPLUS halten wir f¨¹r einen schulp?dagogisch begr¨¹ndeten und fach- sowie schulart¨¹bergreifend operationalisierbaren Kanon erzieherischer Aufgaben in der Schule, dessen Verpflichtungscharakter noch st?rker in allen Phasen der Lehrerbildung zu implementieren ist. Zur Mitwirkung an der L?sung epochaltypischer Schl¨¹sselprobleme nach Wolfgang Klafki sind aus unserer Sicht von vorrangiger Bedeutung: Bildung f¨¹r Nachhaltige Entwicklung (Umweltbildung, Globales Lernen); Gesundheitsf?rderung; (Inter-)Kulturelle Bildung; ÍþÄá˹¶Ä²©ÓÎÏ·_ÍþÄá˹¶Ä²©app-¡¾¹ÙÍø¡¿ienbildung/Digitale Bildung; ?konomische Verbraucherbildung; Politische Bildung; Soziales Lernen. Wir verstehen Schulp?dagogik auch als Beitrag zur Realisierung des Humanum, sodass erziehungswissenschaftlich fundierte und motivierte Gesellschaftskritik Teil unseres Auftrags in Forschung und Lehre ist.

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8. Schulp?dagogik als praktische Theorie und theoretische Praxis

In unseren Lehrveranstaltungen streben wir eine konsistente und sich gegenseitig kritisch befragende Verkn¨¹pfung von erziehungswissenschaftlicher Theorie und schulischer Praxis an. Dabei verbinden wir einen unversit?ren Anspruch, der Wissenserwerb und Urteilskompetenz gleicherma?en einschlie?t, mit dem steten Blick auf die schulische Realit?t im Kontext gesellschaftlicher Entwicklungen und Herausforderungen. Dies wird besonders erm?glicht durch die Ber¨¹cksichtigung aktueller empirischer Forschungsergebnisse sowie die Einbeziehung von Lehrkr?ften bei der Durchf¨¹hrung von Lehrveranstaltungen. Wir greifen aktuelle Bildungsthemen auf und beleuchten diese aus schulp?dagogischer Perspektive. Wir kooperieren mit Schulen, anderen Forschungseinrichtungen und einer Vielzahl externer Partner. Der kritisch-konstruktive Austausch mit Lehrpersonen und allen Ebenen der Schulaufsicht von den Schulleitungen bis zum Bayerischen Staatsministerium f¨¹r Unterricht und Kultus ist f¨¹r uns selbstverst?ndlich.

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9. Lehrerprofessionalit?t als Symbiose von Kompetenz und Haltung: Das Sokrates-Protokoll

In den letzten Jahren hat die Dynamik vielschichtiger Herausforderungen massiv zugenommen. Gesellschaftliche, ?kologische, politische und soziale Ver?nderungen stellen gro?e p?dagogische Aufgaben dar, die auch in der Schule zu thematisieren sind. Auch wenn Bildung alleine diese Herausforderungen nicht meistern wird k?nnen, so ist aus p?dagogischer Sicht unstrittig, dass diese ohne ein hohes Bildungsniveau ebenso wenig gel?st werden k?nnen. Zeitgem??e Werteerziehung auf der Grundlage des verfassungsm??igen Bildungs- und Erziehungsauftrags ist daher jahrgangsstufen-, fach- und schulart¨¹bergreifend ein Auftrag f¨¹r alle Lehrpersonen. Vor diesem Hintergrund halten wir eine Selbstverpflichtung von Lehrpersonen, wie sie im Sokratischen Eid (vgl. Zierer 2022) formuliert ist, f¨¹r wichtig, weil dadurch eine stete Reflexion ¨¹ber die eigenen p?dagogischen M?glichkeiten und Grenzen erfolgen kann und gleichzeitig gesamtgesellschaftlich ein Signal gesendet wird, wie bedeutsam der Lehrerberuf und wie wichtig eine ?ffentliche Bildungsdiskussion ist. Der Sokratische Eid vereinigt in sich den derzeitigen Stand an theoretischen und empirischen Erkenntnissen zur Lehrerprofessionalisierung und r¨¹ckt die Verantwortung jeder einzelnen Lehrerpers?nlichkeit ins Zentrum. Auch f¨¹r Lehrpersonen gilt, dass nicht nur Wissen und K?nnen (Kompetenzen), sondern auch Herz und Charakter (Haltung) unabdingbar f¨¹r bildungswirksames Denken und Handeln sind. Lehrerprofessionalit?t zeigt sich in diesem Sinn als Symbiose von Kompetenz und Haltung. In allen Bereichen der Werteerziehung geht es darum, eine fundierte Position der Humanit?t zu entwickeln und diese auch bei den f?cher¨¹bergreifenden Bildungs- und Erziehungsaufgaben ?Umweltbildung und Nachhaltigkeit¡°, ?ÍþÄá˹¶Ä²©ÓÎÏ·_ÍþÄá˹¶Ä²©app-¡¾¹ÙÍø¡¿ienbildung und Digitalisierung¡° sowie ?Demokratiebildung und soziales Lernen¡° aufscheinen zu lassen. Um diese Facetten in der Lehrerbildung zu st?rken, bieten wir Studierenden aller Lehr?mter das Zertifikat "Sokrates-Protokoll" an, mit dem sich Studierende im Bereich ?Wertebildung¡° besonders qualifizieren.

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10. Menschw¨¹rde als oberster Wert und Basis unserer Arbeit

Werte sind f¨¹r uns selbst Ideale und Richtschnur unseres Handelns, auch wenn uns bewusst ist, dass wir als endliche und fehlbare Menschen diesen Anspr¨¹chen nicht immer gen¨¹gen k?nnen. Dennoch versuchen wir uns im universit?ren Arbeitsalltag daran zu orientieren und in Forschung und Lehre einen entsprechenden Umgang miteinander zu pflegen. So verpflichten wir uns selbst und erwarten von den Studierenden, besonders folgende Werte zu achten (in alphabetischer Reihenfolge und ohne Anspruch auf Vollst?ndigkeit):

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  • Ambiguit?tstoleranz
  • Aufmerksamkeit und Achtsamkeit
  • Bereitschaft, konstruktives Feedback zu geben und nehmen
  • Demokratisches Handeln
  • Gewaltfreie und offene Kommunikation (nach Marshall Rosenberg)
  • H?flichkeit (z. B. Gr¨¹?en, Entschuldigung bei Abwesenheit in Seminaren)
  • Interesse am Studienfach und Offenheit f¨¹r Themen und Diskurse
  • Kooperation und Mitarbeit (z. B. bei Arbeitsauftr?gen in Vorlesungen und Seminaren)
  • Nachhaltiger Umgang mit sich, anderen Menschen und der Natur
  • Offene Fehlerkultur (?Fehler sind Helfer¡°)
  • Respekt und R¨¹cksichtnahme

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Literaturnachweise

Rosenberg, M. B. (2004). Konflikte l?sen durch Einf¨¹hlung: Ein Gespr?ch mit Gabriele Seils (2. Aufl.). Herder Spektrum: Bd. 5447. Herder GmbH & Co. KG, Verlag.

Rosenberg, M. B. (2015). Lebendige Spiritualit?t: Gedanken ¨¹ber die spirituellen Grundlagen der gewaltfreien Kommunikation; eine Zusammenstellung von Fragen an Dr. Marshall B. Rosen-berg und seine Antworten (M. Dillo, ?bers.) (3. ????Aufl.). Junfermann.

Rosenberg, M. B. (2016). Eine Sprache des Lebens (I. Holler, ?bers.) (12. Aufl.). Kommunikation: [Band 1]. Junfermann Verlag.

Ruppert, Franz (2021). Ich will leben, lieben und geliebt werden: Ein Pl?doyer f¨¹r wahre Lebensfreude und menschliche Verbundenheit in Freiheit, Hamburg.

Zierer Klaus (2015): Conditio humana. Eine Einf¨¹hrung in p?dagogisches Denken und Handeln, M¨¹nster

Zierer, Klaus (2020): Werte in Bayern: Antworten auf die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts in Bildung, Politik und Kultur, M¨¹nchen.

Zierer, Klaus (2022): Der Sokratische Eid. Eine zeitgem??e Interpretation, M¨¹nchen.

MODULSTRUKTUR

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Um das Zertifikat Wertebildung zu erhalten, m¨¹ssen verschiedene Module durchlaufen werden, die Sie individuell belegen k?nnen.

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Wenn Sie einen Schwerpunkt im Rahmen Ihres Zertifikats w?hlen, d¨¹rfen nur die Veranstaltungen belegt werden, die dem jeweiligen Schwerpunkt untergeordnet sind.

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Schwerpunkte sind:

  • ?Umweltbildung und Nachhaltigkeit¡°,
  • ?Demokratiebildung und Soziales Lernen¡°
  • ?ÍþÄá˹¶Ä²©ÓÎÏ·_ÍþÄá˹¶Ä²©app-¡¾¹ÙÍø¡¿ienbildung und Digitalisierung¡°.

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Wir empfehlen eine Studiendauer von zwei Semestern. Bitte beachten Sie bei Ihren Planungen, dass nicht jedes Semester alle Veranstaltungen angeboten werden.

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