Sprachen des Anderen – Sprachen des Selbst

Ethische Fragestellungen in der Kinder- und Jugendliteratur

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Die Kinder- und Jugendliteratur (KJL) ist seit ihrer Entstehung in einem einzigartigen Spannungsfeld situiert. Neben der literarischen ?sthetik und dem Aspekt der Wissensvermittlung spielen die zugrundeliegenden p?dagogisch-erzieherischen Absichten eine bedeutende Rolle. Gerade diese Absichten, die sich seit der Genese der KJL respektive der Epoche der Aufkl?rung manifestieren, pr?gen ihre Rezeption bis in die heutige Zeit. Hier setzt das Forschungsvorhaben an: In gegenw?rtigen Texten der KJL kommt es zu einer Fokusverschiebung, einem Wandel in der p?dagogisch-erzieherischen Ausrichtung. Ziel der gegenw?rtigen KJL ist weniger eine ausdrückliche, moralische Belehrung, sondern vielmehr eine Bef?higung, Haltungen zu finden, Positionen zu beziehen und ethisch zu reflektieren. Literatur für Heranwachsende wird so zu einer Plattform für ethische Auseinandersetzungen. Dabei sind – so eine Hypothese der Dissertation – insbesondere die Figuren des Anderen von ethischer Signifikanz. Sie erscheinen als disruptives Element der dargestellten (vertrauten) kindlichen Lebenswelt. In Abh?ngigkeit vom jeweiligen Entstehungskontext des literarischen Textes kommt es ergo zu einer Konfrontation der Normen, Kategorien und Wertma?st?be. Neben der Sensibilisierung für die M?glichkeit pluraler Weltkonstruktionen, bef?higen die Figuren des Anderen die Rezipierenden (insbesondere Kinder) auch zu ethischen Reflexionen. Was bedeutet Geschlechtlichkeit? Was passiert, wenn ein Haustier zum Menschen wird? Worin liegt die Andersheit von Maschinenwesen begründet? Kann ein Vampir als ?verwandelter‘ Mensch zum Anderen werden? Neben den Fragen, die mit dem Auftreten des Anderen evoziert werden, sind diese Figuren ferner – so eine weitere Hypothese der Dissertation – bedeutend im Prozess der kindlichen Identit?tsbildung. Figuren des Anderen bieten ein Irritationsmoment, das neue Sichtweisen er?ffnet und infolge der Auseinandersetzung zwischen Selbst und Anderem auch die Bildung von Identit?t f?rdert.