2023 2024 Wintersemester Ausstellung 03
Titel: Franz Wurtinger - Ein bewegtes Leben in einer bewegten Zeit
Austellungszeitraum: 06.10.2023 - 15.11.2023
?
Vernissage?
Isergebirgs-Museum Neugablonz - Bürgerplatz 1 - 87600 Kaufbeuren-Neugablonz
?
?
Zusammenfassende Konzeptbeschreibung
?
Die Ausstellung m?chte über eine Fallstudie, n?mlich das Leben und künstlerische Schaffen von Franz Wurtinger (1916-2016), eine ?sthetische Erfahrung von Differenz zu einem Leben voller Umbrüche vor der einschneidenden Erfahrung von Krieg, Vertreibung, Entwurzelung und neuer Verwurzelung erm?glichen. Die Fallstudie als Untersuchungsmethode zu einem Künstler, der seine Heimat verlassen musste, somit Vertreibung und Kriegsgefangenschaft erlebte, um dann in Neugablonz mit seiner Familie Fu? zu fassen, erm?glicht, geschichtliches Allgemeinwissen greifbar zu machen, aber auch pauschalisierende Einordnung durch Perspektivenvielfalt im Konkreten zu differenzieren. Das Konkrete sind die Jugendzeichnungen, sind die Plakate, sind die Zeichnungen aus dem Gefangenenlager, sind Landschaftszeichnungen und Portr?ts, die das bewegte Leben Franz Wurtingers festhalten. Sie stellen einen stetigen visuellen – meist wortlosen – Erz?hlstrang seines Lebens dar. Die Perspektivenvielfalt ergibt sich durch die Einordnung in eine gesellschaftspolitische Erz?hlung über Zeitdokumente sowie eine stilgeschichtliche Ordnung der Kunstgeschichtsschreibung, über die zusammengetragenen Erinnerungen von Menschen, die Franz Wurtinger kannten, über Interviews, Alltagsgegenst?nde, die Gebrauchspuren tragen und bei Besucher*innen eigene Erinnerungen wecken m?gen.
?
Besonders aufschlussreich erscheint der Blick auf Wurtingers Zeichnungen und Plakate, weil hier wom?glich etwas erz?hlt wird, was der Künstler mehr erlebte als rationalisierte, mehr unbewusst zur Anschauung brachte als bewusst kommentierte.
?
Der Nachlass des Künstlers ist das Verm?chtnis seines Blickes auf eine bewegte Zeit. Er erlaubt uns, diese Erfahrung zu teilen, um für unsere aktuellen gesellschaftlichen Herausforderungen daraus zu lernen: Was es hei?t, seine vertraute Heimat aufzugeben und wie sie doch in der visuell festgehaltenen Zeichnung mitgetragen werden kann; was es hei?t, Menschen als Begleiter und Schicksalsgenossen zu erfahren; was es hei?t, neue Aufgaben anzunehmen, Mut zu fassen und aktiv an neuen Idealen mit zu wirken, Lebensziele zu gestalten, Menschen für die Kunst zu begeistern, sich selbst neu auszuprobieren und seine künstlerischen Ausdrucksweisen zu ver?ndern.
?
So versteht sich auch die Struktur der Ausstellung: Eine Zeitleiste (oben) verortet den Lebensweg über geschichtliche Ereignisse. Der mittlere Bereich geht chronologisch dem Lebensweg von Franz Wurtinger nach und zeigt die künstlerischen Werke (Wand) und Dokumente (in den Vitrinen). Der Weg ist in fünf Stationen nachgezeichnet: 1) Kindheit und Jugend, Akademiestudium in Prag, Krieg und Vertreibung, ?berleben, Neues Leben und p?dagogische Lehre. Die verschiedenen Perspektiven auf die Person Franz Wurtingers erm?glichen Interviews mit Menschen, die ihn kannten.
Am Fu?boden und teils auf der biografischen Erz?hlebene finden sich in Form von Fu?abdrücken, H?nden und Lupen Fragen und Denkanst??e, die eine Verbindung zur Jetztzeit herstellen. So sollen die Besucher aktiv eingebunden werden, um Erkenntnisse aus dem Leben Wurtingers mit aktuellen Herausforderungen wie Migration und Krieg verknüpfen zu k?nnen.
?
Station 1 (Kindheit) ist den Jugendzeichnungen gewidmet. Hier wird herausgearbeitet, inwiefern er sich selbst über das Kopieren von Motiven schulte und im Altersvergleich zu beeindruckend ausdifferenzierten Jugendzeichnungen kam. Es folgt mit Fokus auf die Portr?tkunst die Ausbildung an der Akademie in Prag (Station 2). Station 3 thematisiert Krieg und Vertreibung. Erkl?rtexte gehen auf geschichtliche Zusammenh?nge ein. Station 4 ist mit ?berleben betitelt und geht schwerpunktm??ig auf seine Plakatkunst ein, womit er u.a. seinen Lebensunterhalt bestritt. Station 5 besch?ftigt sich mit dem neuen Leben in Neugablonz und seiner p?dagogischen Lehre. In Station 5 wird aus kunstgeschichtlicher Perspektive aufgezeigt, welche Künstler Pate standen für seine Stilexperimente, und aus kunstp?dagogischer Sicht das Charakteristische seiner p?dagogischen Lehre er?rtert.
?
Im Nebenraum werden Motive gezeigt, die Franz Wurtingers Leben durchwegs begleiten = etwa B?ume als Symbol für Verwurzelung und Hütten als Schutzraum oder Symbol der Einsamkeit; Pferde, über die er Bewegung und R?umlichkeit sich in der Darstellung aneignete; Menschendarstellungen, welche seine pr?zise Beobachtungsgabe verdeutlichen sowie Symbole und Szenen rund um das Jugendrotkreuz.
?
Ziele der Ausstellung sind: Künstlerisches Tun als direkte Verarbeitung von Lebenserfahrung aufzeigen; deutlich zu machen, wie in der Reise Franz Wurtinger seine Heimat gefunden hat – im Sinne einer ?berlebensstrategie. Eine Pers?nlichkeit exemplarisch für die Menschen einer bewegten Zeit zu zeigen, damit die Geschichte(n) nicht in Vergessenheit geraten und sich bis heute daraus lernen l?sst.
?
?
Kuratierung, Organisation, Koordination: Eva-Maria Neumann
Konzept: Felicitas Freuding, Eva-Maria Neumann, Christiane Schmidt-Maiwald, Julia Schnepel, Franziska Wittmann
Nachlassverwaltung: Felicitas Freuding
Texte: Eva-Maria Neumann, Christiane Schmidt-Maiwald, Julia Schnepel, Franziska Wittmann
Layout, Plakat- und Flyergestaltung: Julia Schnepel
Konzept: Felicitas Freuding, Eva-Maria Neumann, Christiane Schmidt-Maiwald, Julia Schnepel, Franziska Wittmann
Kuratierung, Organisation, Koordination: Eva-Maria Neumann
Nachlassverwaltung: Felicitas Freuding
Texte: Eva-Maria Neumann, Christiane Schmidt-Maiwald, Julia Schnepel, Franziska Wittmann
Vorarbeiten: Viktoria Dragula, Helena D?ring, Fabian Schwankhart
Layout, Design: Julia Schnepel