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Geschichte der Oettingen-Wallersteinschen Bibliothek

Frühe Spuren; Bibliophiles aus dem Hause Fugger

Die Grafschaft Oettingen breitete sich im Laufe des 13. und 14. Jhdts. über weite Teile des Rieses aus und entwickelte sich zu einem der gr??eren schw?bischen Territorien, dessen geographische Lage für Handelszwecke günstig war, sich in Kriegszeiten jedoch auch als nachteilig erwies.

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Einige erhaltene Bücherverzeichnisse belegen, dass die Grafen von Oettingen bereits im 15. Jhdt. eine beachtliche Bibliothek besa?en. Gut vertreten war, wie bei einem adeligen Laienpublikum zu erwarten, insbesondere deutschsprachige Literatur, z.B. die h?fische und heroische Epik (Nibelungenlied, Wolfram von Eschenbach, Hartmann von Aue). Von diesen Best?nden ist in der heutigen Oettingen-Wallersteinschen Bibliothek nur noch wenig erhalten.

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Gegen Ende des 15. Jhdts. entstanden die beiden r?umlich relativ geschlossenen Teilgrafschaften Oettingen-Oettingen (?stliches Ries, n?rdliche/südliche Randgebiete) und Oettingen-Wallerstein (Westries, westliche Randgebiete), von denen sich Oettingen-Oettingen sp?ter der Reformation anschloss. Das 17. Jhdt. brachte eine Aufspaltung von Oettingen-Wallerstein in drei Teilgebiete (Oettingen-Wallerstein, Oettingen-Baldern, Oettingen-Spielberg).

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Bibliotheksgeschichtlich von besonderem Interesse ist im 17. Jhdt. Graf Ernst II. von Oettingen-Wallerstein (1594-1670). Er vereinigte die bis dahin innerhalb seiner Familie verstreuten Buchbest?nde mit seinen eigenen und brachte die Bibliothek in das Familienfideikommiss ein, d.h., sie wurde damit zum unver?u?erlichen Familienbesitz. Wohl kurz nach 1653 konnte er die bedeutende Bibliothek seines Schwagers Marquart Fugger erwerben, in die ihrerseits die Best?nde der Bibliothek von Marquarts Gro?vater Marcus (Marx) Fugger eingeflossen waren. Die Fugger-Bibliothek ist in der heutigen Oettingen-Wallersteinschen Bibliothek zum Teil noch erhalten. Sie enth?lt u.a. humanistische Texte, zahlreiche Fecht-, Ringer- und Turnierbücher des 15. und 16. Jhdts. und hippologische Literatur. Besonders wertvoll sind einige reich verzierte Renaissanceeinb?nde.

Buchrücken mit charakteristischer Beschriftung aus der Bibliothek Marcus Fuggers (Aristoteles, Opera, quae extant, omnia, Venedig 1560, 02/II.4.8.118-4 ff.) ? Universit?t Augsburg

Bücher und Noten: Fürst Kraft Ernst von Oettingen-Wallerstein

Supralibros Kraft Ernst von Oettingen-Wallersteins (André Corneille Lens, Le costume ou essai sur les habillements et les usages de plusieurs peuples de l'antiquité, Lüttich 1776, 02/IV.12.4.84) ? Universit?t Augsburg

Im 18. Jhdt. wurde Oettingen-Wallerstein zur bedeutendsten Teilgrafschaft, da ihr 1731 das Gebiet der?im Mannesstamm erloschenen Linie Oettingen-Oettingen zufiel. Die beherrschende Gestalt des 18. Jhdts. war Kraft Ernst von Oettingen-Wallerstein (1748 – 1802), der seit 1773 regierte und 1774 in den Reichsfürstenstand erhoben wurde. Die erhaltenen Dokumente zeichnen das Bild eines für die verschiedensten politischen, sozialen, wirtschaftlichen und nicht zuletzt kulturellen Belange aufgeschlossenen Mannes mit gelegentlich exzentrischen Charakterzügen.

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Der Ausbau seiner Bibliothek lag Kraft Ernst besonders am Herzen. In gro?em Stile sammelte er das deutsch- und fremdsprachige (insbesondere franz?sische) Schrifttum seiner Zeit und trug so entscheidend dazu bei, dass die zweite H?lfte des 18. Jhdts. den quantitativen Schwerpunkt der Druckbest?nde der heutigen Bibliothek bildet. Hervorzuheben ist daneben der Erwerb einer Reihe?mittelalterlicher Handschriften, darunter erlesene Einzelstücke wie ein karolingisches Evangeliar aus Salzburg oder der Nekrolog von St. Emmeram in Regensburg. Dem Repr?sentationsbedürfnis seiner Zeit gehorchend, lie? Kraft Ernst eine Reihe seiner Handschriften aufw?ndig neu binden, was auch zu Randbeschneidungen führte, die ein einheitliches Format der B?nde garantieren sollten – aus heutiger Sicht h?chst bedauerliche Ma?nahmen.

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Zu den besonderen Leidenschaften Kraft Ernsts geh?rte auch die Musik. Seine Hofkapelle, für die das Mannheimer Orchester als Vorbild diente, setzte sich aus vorzüglichen Instrumentalisten zusammen (berühmt waren insbesondere die Bl?ser), von denen einige auch namhafte Komponisten waren. Als bedeutendster Komponist in Diensten Kraft Ernsts ist Antonio Rosetti (1750 – 1792) zu nennen.

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Selbstverst?ndlich schlug sich die fürstliche Musikliebe auch in der Bibliothek nieder, die noch heute einen wertvollen Bestand an Musikhandschriften und –drucken umfasst, darunter zahlreiche Autographen von Mitgliedern der Hofkapelle und zeitgen?ssische Handschriften von Werken der Wiener Schule. Besonders sch?tze der Fürst Joseph Haydn, bei dem er auch selbst Streichquartette und Symphonien bestellte. Diese musikalische Blüte blieb auf die Regierungsjahre Kraft Ernsts beschr?nkt: Unter seinen Nachfolgern sank das Musikleben am fürstlichen Hof ?rasch auf provinzielles Niveau.

Das Erbe des Dompropstes

Besitzvermerk Franz Wilhelm von Oettingen-Balderns (in: Justus Lipsius, Poliorceticon, Antwerpen 1599, 02/IV.12.4.91) ? Universit?t Augsburg

Franz Wilhelm von Oettingen-Baldern, der seit 1745 dem K?lner Domkapitel angeh?rte und zuletzt die ?mter des Dompropstes, des Kanzlers der Universit?t, des Domkustos und Domschatzmeisters bekleidete, flüchtete 1794 vor den franz?sischen Revolutionstruppen aus dem Rheinland in seine schw?bische Heimat. Mit nach Baldern brachte er auch sein Kunst- und Münzkabinett sowie seine Bibliothek, beachtliche Sammlungen, denn Franz Wilhelm war gegenüber Kunst und Wissenschaft sehr aufgeschlossen. (In K?ln hatte er u.a. engen Kontakt zum geistlichen Polyhistor Ferdinand Wallraf, dessen Sammlung altdeutscher und altniederl?ndischer Malerei den Grundstock des Wallraf-Richartz-Museums bildete.)

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Als Franz Wilhelm 1798 verstarb, die Balderner Linie damit im Mannesstamm erlosch und das Erbe an die Linie Oettingen-Wallerstein fiel, hatte dies weitreichende Folgen für deren Bibliothek, und zwar nicht nur wegen der Bücher aus dem Besitz Franz Wilhelms, die sie sich nun einverleiben konnte.

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Denn durch die Heirat von Franz Wilhelms Gro?vater mit Maria Sidonia von Soetern im Jahr 1682 war die Besitzung Dachstuhl (Dagstuhl; im heutigen saarl?ndischen Kreis Merzig-Waldern) in die Familie gekommen; und diese Besitzung geh?rte zu den linksrheinischen deutschen Gebieten, die im Frieden von Lunéville 1801 an Frankreich fielen. Als Entsch?digung dafür wurden dem Haus Oettingen-Wallerstein fünf s?kularisierte Kl?ster zugesprochen, deren Bibliotheken der fürstlichen Bibliothek einen bedeutenden Bestandszuwachs von über 50000 B?nden brachten - zumal sie fast vollst?ndig übernommen wurden und es nicht, wie oft andernorts, zur gro?zügigen Makulierung von als minderwertig betrachteter geistlicher Literatur (Erbauungsschrifttum u.?.) kam.

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Neben den? im Ries gelegenen oettingischen Stiftungen Kirchheim (Zisterzienserinnen) und Maihingen (Minoriten) handelte es sich um die drei Benediktinerkl?ster M?nchsdeggingen (ebenfalls im Ries), Hl. Kreuz in Donauw?rth und St. Mang in Füssen.

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Kraft Ernst konnte sich an dieser Bereicherung seiner Bibliothek durch die S?kularisation nicht mehr erfreuen; er verstarb noch im Jahr 1802. Unter der Regentschaft seiner Witwe Wilhelmine Friederike, einer geborenen Prinzessin von Württemberg, wurden die Bücherbest?nde aus dem S?kularisationsgut, betreut von ehemaligen Klosterbibliothekaren, zun?chst in Maihingen zusammengeführt und 1807 nach M?nchsdeggingen verlegt.

S?kularisationszuwachs I: Kirchheim

Das 1270 von Graf Ludwig II. von Oettingen gegründete Zisterzienserinnenkloster Kirchheim war als oettingisches Hauskloster eng mit der Familie verbunden, diente z.B. bis zur Reformation 70 Familienmitgliedern als Begr?bnisst?tte. Es geriet im 16. Jhdt. in das Spannungsfeld der konfessionellen Auseinandersetzungen zwischen der protestantischen Linie Oettingen-Oettingen und der katholischen Linie Oettingen-Wallerstein, entging aber der drohenden Aufhebung und konnte sich bis zur S?kularisation behaupten.

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Bei der Bibliothek handelte es sich um eine nie systematisch ausgebaute Gebrauchsbibliothek von kleiner bis mittlerer Gr??e, in der, wie es für Frauenkl?ster charakteristisch war, Liturgica und deutschsprachige Gebets- und Erbauungsliteratur dominierten und wissenschaftliche Literatur im engeren Sinn fehlte.

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Da die Schwestern nach der S?kularisation zun?chst im Kloster verbleiben durften, erfolgte der Abtransport der Bibliothek erst 1831. Heute sind ca. 400 B?nde aus Kirchheim in der Oettingen-Wallersteinschen Bibliothek nachweisbar.

Namenseintrag der Zisterzienserin Ursula Müller und Besitzvermerk des Klosters Kirchheim (in: Johann Sebastian Rechlinger, De gemitu columbae, Augsburg 1618, 002/XIII.6.8.906) ? Universit?t Augsburg

S?kularisationszuwachs II: Maihingen

Exlibris des Klosters Maihingen (in: Juan de Rada, Controversiae theologicae, K?ln 1620, 02/XIII.5.4.576-1/2) ? Universit?t Augsburg

Zur Erfüllung eines nach einem lebensgef?hrlichen Pferdesturz abgelegten Gelübdes stiftete Graf Johann der Ernsthafte von Oettingen 1405 bei Maihingen eine Kapelle.

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In der zweiten H?lfte des 15. Jhdts. entstand dann an dieser Stelle ein von Birgittinnen und Birgitten aus dem oberpf?lzischen Gnadenberg besiedeltes Doppelkloster, wie es für den von der hl. Birgitta von Schweden gegründeten Orden typisch war. Aufgrund mangelhafter wirtschaftlicher Ausstattung erlebte das Kloster keine Blüte und wurde durch die Reformation und die Kriege des 16. Jhdts. derart geschw?cht, dass es 1576 aufgegeben werden musste. Die Bibliothek war bereits 1525 im Bauernkrieg untergegangen; erhalten haben sich nur je ein Dutzend Handschriften und Inkunabeln sowie wenige Druckwerke des frühen 16. Jhdts.

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1607 wurde das Kloster von den Franziskaner-Konventualen (Minoriten) der Stra?burger Ordensprovinz übernommen, die hier bis zum Ende des 18. Jhdts. die Novizen der Oberdeutschen Provinz ausbildeten. In die Oettingen-Wallersteinsche Bibliothek gelangten über die Minoritenbibliothek ca. 1750 B?nde .

S?kularisationszuwachs III: M?nchsdeggingen

Exlibris des Benediktiners Gregor Fischers mit Angabe der an den Buchh?ndler und den Buchbinder gezahlten Summen (in: Paolo Leardi, Leichenrede auf Ludwig den XVI., Augsburg 1794, 02/XIII.8.4.674) ? Universit?t Augsburg

Das der ?berlieferung zufolge 959 von Otto dem Gro?en gestiftete und seit 1142 von Benediktinern besiedelte M?nchsdeggingen erlebte im 18. Jhdt. eine sp?te Blüte, die u.a. zu einer umfassenden Baut?tigkeit führte. (Der damals entstandene Bibliothekssaal mit Fresken von Joseph Wannenmacher fiel leider den Abrissarbeiten der 1840er Jahre zum Opfer.)?

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Die Geschichte der Bibliotheksbest?nde ist bislang wenig erforscht und überschattet insbesondere von der Katastrophe des Jahres 1648, als der wegen des Krieges nach Schloss Wallerstein verbrachte Archiv- und Buchbestand des Klosters dort einem Brand zum Opfer fiel. In die Oettingen-Wallersteinsche Bibliothek gelangten ca. 3500 B?nde.

S?kularisationszuwachs IV: Hl. Kreuz in Donauw?rth

Das der ?berlieferung nach im ersten Drittel des 11. Jhdts. im Zusammenhang mit dem Erwerb eines Partikels vom Kreuz Christi durch den Grafen Mangold von Werd gegründete Kloster Hl. Kreuz in Donauw?rth wurde um 1100 durch Benediktiner aus St. Blasien besiedelt, was einer Neugründung gleichkam.?

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Im Mittelalter erlebte das Kloster Blütephasen vor allem unter den ?bten Ulrich von Raitenbuch (1313-33) und Konrad Megenwart (1457-66). Als dessen Nachfolger Johannes III. Str?ler 1473/74 wohl zum ersten Mal einen speziellen Raum als Bibliothek einrichten lie?, war l?ngst eine gro?e Büchersammlung zusammengetragen, zu der auch das hauseigene Skriptorium beigetragen hatte. Fast v?llig vernichtet wurde die Bibliothek im Juli 1545, als im Zuge des Schmalkaldischen Krieges Truppen und Stadtbev?lkerung das Kloster plünderten, wie die Reformationszeit überhaupt aufgrund der fortschreitenden Protestantisierung Donauw?rths dem Kloster schwer zusetzte.

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Die Gegenreformation und die Rekatholisierung Donauw?rths unter der bayerischen Herrschaft (ab 1607) brachten jedoch einen neuen Aufschwung und bereits im frühen 17. Jhdt. konnte die Bibliothek wieder gro?e Bücherzuw?chse verzeichnen, die auch über den 30j?hrigen Krieg gerettet wurden: Eine drohende Konfiszierung der Buchbest?nde durch die Schweden im Jahr 1646 konnte knapp abgewendet werden.

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Eine letzte Blüte, gepr?gt von vielf?ltigen wissenschaftlichen, literarischen und musikalischen Aktivit?ten und durchdrungen vom Geist der katholischen Aufkl?rung, setzte Mitte des 18. Jhdts. ein; in ihrem Mittelpunkt stehen Figuren wie Abt Gallus Hammerl (1776-93) oder P. Beda Mayr, Bibliothekar und Professor an der Klosterschule, der u.a. mit seinen ?berlegungen zur ?berwindung der konfessionellen Spaltung Aufsehen und Ansto? erregte. Unter Abt Gallus wurde 1780 genau im Zentrum der Klosteranlage ein schlicht klassizistisch gestalteter Bibliotheksraum eingerichtet (der sp?ter einmal die Bibliothek der P?dagogischen Stiftung Cassianeum aufnehmen sollte).

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Bezeichnend für die umfassende Kultur und Wissenschaftspflege im Kloster sind das Staunen der franz?sischen Truppen, die 1796 die Bibliothek besichtigten, oder der Umstand, dass von den ca. 20000 B?nden, die schlie?lich in die Oettingen-Wallersteinsche Bibliothek gelangten, weniger als 50% auf theologische und kirchengeschichtliche Literatur entfallen.

Exlibris des Abtes Gallus Hammerl (reg. 1776 – 1793; in: Voltaire, Questions sur l'Encyclopédie, 1770, 02/I.2.8.88-1) ? Universit?t Augsburg

S?kularisationszuwachs V: St. Mang in Füssen

Das Benediktinerkloster St. Mang in Füssen entstand Mitte des 9. Jhdts., ca. 100 Jahre nach dem Tod des hl. Magnus, der aus St. Gallen zur Missionierung des Allg?us aufgebrochen war.

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Zu den Blütezeiten des Klosters z?hlten die zweite H?lfte des 15. Jhdts. (Abt Johannes Hess) und das 18. Jhdt., als die noch heute bestehende repr?sentative Barockanlage entstand (mit neuem, noch heute erhaltenem Bibliothekssaal) und sich unter dem letzten Abt Aemilian Hafner Tendenzen der katholischen Aufkl?rung und verst?rktes Interesse an den Naturwissenschaften im Kloster durchsetzen konnten. (Der Bibliothekar P. Basil Sinner etwa erfand damals unabh?ngig von dem Franzosen Claude Chappe den Telegraphen.)

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Da die Bibliothek im Laufe ihrer langen Geschichte nie von Plünderungen, Br?nden o.?. heimgesucht worden war, bedeuteten? ihre ca. 25000 B?nde einen besonders wertvollen Zuwachs für die Oettingen-Wallersteinsche Bibliothek, insbesondere wegen ihrer reichen, geschlossen erhaltenen Handschriften- und Inkunabelbest?nde.

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Allerdings war es dem letzten Abt zu Ende seiner Amtszeit gelungen, einige B?nde aus diesen Best?nden aus der Bibliothek zu entfernen und sie sp?ter P. Placidus Braun, dem ehemaligen Bibliothekar des Benediktinerstifts St. Ulrich und Afra in Augsburg, zur Aufbwahrung zu übergeben. (Heute befinden sich diese B?nde im Archiv des Bistums Augsburg.)

Besitzvermerk des Klosters St. Mang in Füssen (in: Kaspar Schatzgeyer, Examen Novarvm Doctrinarvm pro elucidatione ueritatis Euangelicae & catholicae, Ulm 1523, 02/XIII.5.4.79) ? Universit?t Augsburg

Ruin?ser Sammeleifer: Fürst Ludwig von Oettingen-Wallerstein

Supralibros Ludwig von Oettingen-Wallersteins (in: L' esprit de l'encyclopédie, Paris 1798ff., 02/I.8.123-1) ? Universit?t Augsburg

Im Jahr 1812 übernahm der nun vollj?hrige Sohn Kraft Ernsts, Ludwig, die Regierung. Die oettingischen Territorien waren inzwischen mediatisiert und in die K?nigreiche Bayern und Württemberg eingegliedert .?

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Ludwigs Sammeleifer und sein Bestreben, das Gesammelte in musealer Form der ?ffentlichkeit darzubieten, erstreckte sich auf die verschiedensten Gebiete, auf Gem?lde, Graphik und Münzen ebenso wie auf naturwissenschaftliche Objekte; und selbstverst?ndlich bet?tigte er sich auch bibliophil: Es gelang ihm, spektakul?re Handschriften für seine Bibliothek zu erwerben (u.a. die berühmte spanische Bilderbibel aus dem 12. Jhdt.).

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1816 lie? er in Wallerstein 4500 Handschriften und frühe Drucke in gotisierenden Schr?nkten zu einer ?mittlalterlichen Bibliothek’ zusammenstellen, aber auch ein ?ffentlich zug?ngliches ?Leseinstitut’ einrichten, in dem z.B. zahlreiche Zeitschriften eingesehen werden konnten. Der Versuch, Ludwig Uhland als fürstlichen Bibliothekar zu gewinnen, scheiterte allerdings.

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Bei Ludwigs weit ausgreifenden Pl?nen verwundert es nicht, dass sich 1821 ein Schuldenberg von zwei Millionen Gulden aufgetürmt hatte. 1823 zwang ihn seine Eheschlie?ung mit der Tochter eines fürstlichen G?rtners zur Abdankung, woraufhin er sich dem Staatsdienst zuwandte (u.a. 1831-37 bayerischer Staatsminister des Inneren). Seine sp?teren Jahre waren überschattet von Schuldhaft und Exil in der Schweiz, wo er 1870 starb.

Ludwigs Nachfolger: Umsicht und Wahrung

Ludwigs Bruder und Nachfolger Friedrich sah sich aufgrund der desolaten Finanzlage, in der Ludwig das Fürstentum hinterlassen hatte, dazu gezwungen, Teile der Sammlung zu ver?u?ern. So erwarb z.B. K?nig Ludwig I. von Bayern 1828 ca. 200 Bilder aus der von Zeitgenossen (u.a. Goethe) besonders gerühmten Gem?ldesammlung. Nichtsdestoweniger blieben die fürstlichen Sammlungen bedeutend und lockten weiterhin Besucher an, so dass 1847 feste Besichtigungszeiten eingerichtet wurden.

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Die Bibliothek war von den Ver?u?erungsma?nahmen ?nicht betroffen, abgesehen von einem Dublettenverkauf der sp?ten 1830er Jahre. Dessen Erl?s diente zum einen dazu, die Bücher und anderen fürstlichen Sammlungen 1841 wieder nach Maihingen zu verlegen, zum anderen wollte Friedrich damit einen Grundstock bilden, um "unsere Bibliothek durch das Interessanteste und Zweckm??igste des seit neuerer Zeit Erschienenen zu erg?nzen".

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Obwohl auch seine Nachfolger einen j?hrlichen Etat für Neuanschaffungen bereitstellten, k?nnen die Erwerbungen des sp?teren 19. Jhdts. sich doch an Bedeutung nicht mit dem messen, was frühere Generationen zusammengetragen hatten.

Besitzvermerk und Stempel Friedrich von Oettingen-Wallersteins (in: Georg Simon Klügel, Anfangsgründe der Naturlehre, Berlin 1806, 02/VIII.2.8.645) ? Universit?t Augsburg

Die ?ra L?ffelholz

Der Mitte des 19.Jhdts. verwendete Stempel zur Kennzeichnung der Bücher (rechts au?en); darüber Besitzvermerk Marquard Fuggers (in: Aphthonius, Progymnasmata, Lyon 1602, 02/II.4.8.39) ? Universit?t Augsburg

Gro?e Fortschritte machte im 19.Jhdt. die bibliothekarische Erschlie?ung und Bearbeitung der Best?nde. Die zentrale Figur in diesem Zusammenhang ist der Nürnberger Wilhelm Christian Eberhard Friedrich Freiherr L?ffelholz von Colberg (1809 – 1891), der seit 1836 die Gewerbeschule in N?rdlingen leitete und 1842 zur "Respizienz und Leitung der Fürstlichen Bibliothek und der damit verbundenen Sammlungen in Maihingen" bestellt wurde.

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Die Erstellung eines Gesamtkatalogs der Druckschriften war bei L?ffelholz’ Dienstantritt zwar bereits in die Wege geleitet, doch fielen die Hauptarbeit am Katalog und dessen Fertigstellung in seine Jahre. Es entstanden ein systematischer Katalog (die auch an der UB Augsburg beibehaltene Systematik orientierte sich an der der Münchener Hofbibliothek) und ein Autorenkatalog in Zettelform. Ganz befriedigend war diese Erschlie?ung nie: Wenn mehrere Drucke zusammengebunden war, verzeichnete der systematische Katalog meist nur den ersten Druck; bei Anonyma bot der Zettelkatalog keine Hilfe.

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Intensiv besch?ftigte sich L?ffelholz mit den Handschriften und lie? sich dabei u.a. von Johann Andreas Schmeller beraten, einem der bedeutendsten deutschen Sprachforscher des 19.Jhdts. (Bayerisches W?rterbuch, 1827-37). L?ffelholz entwickelte eine neue systematische Aufstellung und legte einen Band- sowie einen Kapselkatalog an. Die ausführlichen Beschreibungen auf den Zetteln der Kapselkataloge sind auch heute noch wertvolle Unterlagen für die Handschriften, die noch nicht in den seit 1988 erscheinenden Handschriftenkatalogen der UB Augsburg erfasst sind. Die Handschriften der Oettingen-Wallersteinschen Bibliothek wurden bereits im 19. Jhdt. h?ufig zu wissenschaftlichen Zwecken ausgewertet.

Das 20. Jahrhundert: Einbu?en und Ortswechsel

In den Jahren 1932-35 erlitt der Bibliotheksbestand schmerzliche Verluste, als zur Aufbringung von Erbschaftssteuer zahlreiche Stücke über Auktionen des Münchener Antiquariats Karl & Faber ver?u?ert wurden, darunter wertvollste Handschriften (Nibelungenlied, Weltchronik des Rudolf von Ems), illustrierte Inkunabeln und?Teile der Bibliothek Marcus Fuggers.

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Nach dem Verkauf des Klosters Maihingen im Jahr 1946 an den Caritas-Verband wurde die Bibliothek auf dem zwischen Donauw?rth und N?rdlingen gelegenen Schloss Harburg untergebracht, wo sie bis zu ihrer ?berführung an die UB Augsburg im Jahr 1980 verblieb.

Seite mit dem von der UB Augsburg verwendeten Stempel zur Kennzeichnung der Bücher (in: Plutarchus, Les vies des hommes illustres, grecs et romains, Paris 1572, 02/II.4.8.221-4) ? Universit?t Augsburg

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